Wie gefährlich ist das Kribbeln in der Hand?
Sie kennen das? Mitten in der Nacht erwachen Sie mit prickelnden Fingern oder einem tauben Gefühl in der Hand. Manchmal lassen sich die Finger gar nicht mehr bewegen. Eine „eingeschlafene“ Hand ist in der Regel harmlos – doch bleiben die Beschwerden oder treten häufiger auf, könnte ein Karpaltunnelsyndrom (KTS) dahinter stecken.
Symptome beim Neurologen abklären
Der Karpaltunnel ist ein Kanal im Handgelenk, durch den Sehnen, Bänder und Nerven
verlaufen. Ist beispielsweise ein Nerv verdickt, kommt es zu einem Engpass.
„Hauptsächlich Daumen, Zeige und Mittelfinger sind betroffen“, erklärt der Neurologe
Dr. Sören Schütt. „Besteht der Verdacht auf ein KTS, sollten Sie einen Neurologen aufsuchen, um einen bleibenden Nervenschaden zu verhindern.“ Auch Schulter- oder Ellenbogenschmerzen können auf ein KTS hinweisen. Bewegungsschmerzen der Hand mit „elektrisierender Ausstrahlung“ sollten Sie ebenfalls nervenärztlich
abklären.
Karpaltunnel: Risikofaktoren
Die Ursachen eines KTS erläutert der Neurologe Dr. Alfred Sudau: „Häufig treten die Beschwerden nach starker Belastung des Handgelenks, wie Haushalts- oder Gartenarbeit
auf. Auch eine abgeknickte Haltung bei der Computerarbeit verstärkt die Symptome.“
In der Schwangerschaft oder in den Wechseljahren entsteht ein KTS besonders häufig. Risikofaktoren sind zudem rheumatische Erkrankungen, Schilddrüsenüber- oder – unterfunktion, Diabetes oder Nierenschwäche.
Unbehandelt droht Muskelschwund
Bei wiederkehrenden Beschwerden, die auch tagsüber auftreten, sollten Sie unbedingt zum Arzt gehen und sich neurologisch untersuchen lassen rät Dr. Schütt. Wird die Erkrankung nicht behandelt, lässt das Gefühl der Fingerspitzen nach und das Greifen, insbesondere beim Flaschenöffnen und der Pinzettengriff von Daumen und Zeigefinger, gelingt schlechter.
Wie werden Nerven untersucht?
Die Schilderung des Krankheitsverlaufes und der Symptome, verbunden mit der neurologischen Untersuchung grenzen den Verdacht auf ein KTS schnell ein. Die ergänzende Messung des Nerven objektiviert die Diagnose i.d.R. eindeutig. Im frühen Stadium können trotz typischer Beschwerden das Messergebnisse noch normwertig sein. Dies ist ein Zeichen für eine gute Prognose bei entsprechender Behandlung.
Welche Behandlungen sind möglich?
War eine Überanstrengung die Ursache hilft das Tragen einer Handgelenkschiene in der Nacht, welche das Abknicken des Handgelenkes und eine Nervenquetschung vermeidet. Verringern sich dadurch die Beschwerden ist dies ein weitere Hinweis auf die Diagnose. Für kurze Zeit kann auch ein Entzündungshemmer oder Kortison eingenommen werden. Eine frühzeitige ambulante Operation steht beim KTS im Vordergrund. Patienten berichten häufig, dass sie sich früher hätten operieren lassen, wenn sie gewusst hätten, dass die Schmerzen sofort aufhören.
Wann ist ein operativer Eingriff am Karpaltunnel ratsam?
Eine Operation im fortgeschritten Stadium kann die Schmerzen beseitigen oder mildern. Sind die Finger dauerhaft taub und der Daumenballen verschmächtigt, kann dies durch eine Operation häufig nicht mehr beseitigt werden. Bei der Operation wird eine Sehnenband gespalten, dadurch erhält der komprimierte Mittelhandnerv wieder mehr Platz, wird nicht mehr gerieben und die Schwellung geht zurück. Typische Operationstechniken sind über Knopflochtechnik (endoskopisch) oder über einen Hautschnitt in der Handgelenkfalte. Beide Techniken sind vom Operationsergebnis her gleichwertig. Nach 14 tägiger Wundheilung kann die Hand dann wieder langsam eingesetzt werden.